Prof. Dr. Franz Hansen (Künstlername) bezeichnet sich selbst als »falscher Redner« oder »Comedyredner«: Stephan Rosniareck tritt als Comedian bei Firmenveranstaltungen oder öffentlichen Anlässen auf (manchmal auf für private Events). Hier erzählt er, was es mit einer individuell auf die Veranstaltung zugeschnittenen Comedy-Rede auf sich hat:
Künstlermagazin: Herr Prof. Dr. Hansen, Sie beschreiben sich selbst als »falscher Redner« oder »Comedyredner«: Sie werden von Konzernen, Mittelständlern und Kleinbetrieben gebucht, um Firmenveranstaltungen aufzulockern. Manchmal sogar für Private-Events. Wie sehen Ihre Auftritte aus?
Comedy-Redner Prof. Hansen: Ich biete individuelle und maßgeschneiderte Unterhaltung auf einem hohen intellektuellen Niveau. Ich halte eine humoristische Rede, bei der ich auf die ganz individuellen Schwerpunkte der Firma eingehe, die mir vorgegeben wird. Dafür kommuniziere ich im Vorfeld mit den Vorständen und Führungskräften (oder den für die Inhalte verantwortlichen Personen) und recherchiere viel über die Firma und die jeweiligen Themengebiete. Meist handelt es sich um eine ganz besondere Veranstaltung, wie z.B. ein Firmenjubiläum, die Umfirmierung oder eine Fusion. Oft werde ich auch als Abschlussredner für Workshops und Seminare gebucht, um die Kernthemen nochmal humoristisch aufzugreifen.
Künstlermagazin: Was ist Ihrer Meinung nach das Einzigartige Ihrer Show?
Comedy-Redner Prof. Hansen: Sie ist „einzig“, nicht „artig“;) Einzigartig ist wohl, dass es – wie es das Wort schon gut darlegt – eine Performance wie meine Comedy-Rede als falscher Redner kein zweites Mal gibt.
Künstlermagazin: Lassen Sie es mich anders formulieren: Was ist das Besondere Ihrer Performance?
Comedy-Redner Prof. Hansen: Das Besondere ist, dass das Publikum tatsächlich glaubt, ich wäre einwaschechter Professor. Aus diesem Grund veröffentlichen wir auch nie im Vorfeld meinen richtigen (Künstler-)Namen, denn den kann man natürlich im Internet recherchieren. Ich bin sozusagen der „Ersatz“ des angekündigten Redner, der verhindert ist. Anfangs versuche ich dann die Latte so langweilig wie nur irgend möglich zu gestalten. Das Publikum muss sich fragen: „Wie komme ich hier weg?“ Aber dann, wenn die Erwartungen im 3. Untergeschoss angekommen sind, geht es dann los. Erst nur mit einem Versprecher, dann mit einem zufälligen, sehr kurz eingespielten Bild. Und dann steigert sich die Frequenz und die Intensität der Gags, bis es irgendwann sehr klar wird: Dieser Redner ist nicht ganz echt!
Künstlermagazin: Jeder hat einen anderen Humor. Wie weit gehen Sie mit Ihren Witzen?
Comedy-Redner Prof. Hansen: Natürlich gehe ich nur so weit, dass alle Anwesende noch immer richtig und ehrlich lachen können. Das ist aber vom Publikum abhängig. Es macht einen großen Unterschied aus, ob 95 % des Publikums aus Handwerkern besteht, die meist einen deftigeren Humor präferieren, oder es sich um ein Vorstandstreffen eines Konzerns handelt, bei dem es für die Manager manchmal lebenswichtig ist, ihr Gesicht zu wahren. Grundsätzlich sollte der Humor nicht unter die Gürtellinie gehen. Solange alle richtig Spaß haben, ist alles gut. Aber generell bin ich schon sehr mutig, frech und freimütig. Das halten die Chefs aber auch meistens gut aus. Denn darum geht es ja: Als Comedian spreche ich aus, was alle denken, sich aber nicht zu sagen trauen.
Künstlermagazin: Sie benötigen für die Erstellung und Vorbereitung einer individuell geschriebenen Comedyrede 35-40 Std. Darüber hinaus bezahlen Sie auch noch externe Mitarbeiter als Assistenten vor Ort, zum „Aufpeppen“ der Powerpoint-Präsentation und sonstigen Arbeiten.
Comedy-Redner Prof. Hansen: Es ist immer wieder eine Herausforderung, ein komplett neues Programm über vollkommen andere Themengebiete zu erstellen, über die man sonst nie etwas machen würde. Auch die Interaktion mit den Verantwortung und die später daraus folgenden Erkenntnisse, ob man den Nagel auf den Kopf getroffen hat, sind nicht nur spannend, sondern bringen mich auch auf anderen Gebieten meines künstlerischen Schaffens weiter. Außerdem liebe ich die Rolle des spiessigen Professors, der zunächst langweilt und sich dann in eine vollkommen verrückte Richtung bewegt. So einen hätte ich selbst mal gerne in der Uni erlebt;) Natürlich liegt es auch daran, dass diese Form der StandUp-Comedy einzigartig und mein Baby ist. Das legt man nicht so gerne ab, vor allem dann, wenn es so erfolgreich ist und so viele Farcetten besitzt.
Künstlermagazin: Warum tun die Firma sich das an, ihre eigenen Unzulänglichkeiten – wenn auch humoristisch – vor Augen führen zu lassen?
Comedy-Redner Prof. Hansen: Weil diese Firmen erkannt haben, wie gut es für das Betriebsklima ist, wenn plötzlich alle gemeinsam Spass haben können. Wenn mir jemand im Vorfeld sagt: »Dieses Thema bitte aussparen!«, dann beherzige ich das natürlich. Ich frage sogar immer explizit, ob es Tabu-Themen gibt, denn es gibt nichts Schlimmeres, als während eines Auftrittes ins Fettnäpfchen zu treten. Natürlich soll mit dem humoristischen Aufzeigen einiger nicht ganz optimal funktionierender Dinge auch das Wir-Gefühl unter den Mitarbeitern gestärkt werden. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass in Firmen, in denen die Mitarbeiter auch Spass haben, höhere Kreativität herrscht. Lachen ist immer gewinnbringend und sogar systemstabilisierend.
Künstlermagazin: Liefern Ihnen „die“vorbildliche“ Firmen genug Vorlagen für Ihr Programm?
Comedy-Redner Prof. Hansen: In jedem Fall! Wenn es nicht die Firma oder die Mitarbeiter sind, gibt es ja auch noch das Tätigkeitsgebiet.
Künstlermagazin: Bestimmt wollen die Vorstände doch vorab das Manuskript lesen, aber dann wäre doch die ganze Überraschung weg?!
Comedy-Redner Prof. Hansen: Ich bespreche zwar die Inhalte mit den Verantwortlichen, die mir sogar eine Liste der Themen geben können, die behandelt werden sollen, aber das Manuskript gebe ich weder aus der Hand noch zum „querlesen“. Das ist sogar vertraglich festgelegt. Denn es ist ein riesiger Unterschied, wie sich ein Manuskript liest oder wie man den Inhalt in Verbindung mit der von mir vorbereiteten Powerpoint-Präsentation in Verbindung mit dem Vortrag des Comedians konsumiert. Diesen Unterschied können die Auftraggeber leider nicht machen. Deshalb müssen sie mir vertrauen. Außerdem würde es den Arbeitsaufwand bei kurzfristigen Nachfragen und Änderungswünschen drastisch in die Höhe treiben, die Qualität würde aber vermutlich sinken. Aber bei mittlerweile fast 1.00 Vorträgen und den sehr guten Bewertungen, ist dieses Restrisiko wohl gut überschaubar. Außerdem: Ich bin schließlich nicht nur Comedian, sondern auch Dienstleister und möchte meinen Kunden zufrieden stellen sowie weiterempfohlen werden. Das ist im Grunde der beste Grund, davon auszugehen, dass ich immer mein bestes gebe.
Künstlermagazin: Aber was, wenn sich ein Kunde nicht darauf einlassen will und auf die vorhergehende Durchsicht besteht?
Comedy-Redner Prof. Hansen: Ich bin natürlich käuflich;) Allerdings wäre dies nicht mehr die selbe Performance. Es würde sich um eine reine Auftragsarbeit handeln, die ich dann per Stundenhonorar berechne zzgl. der danach folgenden Aufführung. Und ich kann Ihnen versprechen, dass das die Kosten mit Sicherheit verdreifachen würde. Also immer her mit diesen Spezial-Kunden …!
Künstlermagazin: Was können Sie den Organisatoren der Events nicht aufhören zu sagen?
Comedy-Redner Prof. Hansen: Haltet Euch an meine Tipps und den Technical Rider. Eine gute Performance steht und fällt auch mit der Technik. Über einen Witz kann niemand lachen, wenn man ihn akustisch nicht hören kann… 😉